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Worte können einer Persönlichkeit wie Sant Kirpal Singh nicht gerecht werden. Wer ihm begegnet ist, weiß das. Doch ein Blick auf sein Werk mag einen kleinen Eindruck davon vermitteln, was er für die Menschheit getan hat.
Sant Kirpal Singh vermittelte das lebendige Wissen vom wahren Wesen des Menschen, dessen Ziel es ist, zu seinem Ursprung – Gott – zurückzukehren. Jedem einzelnen maß er gleichen Wert und gleiche Würde zu, da er den Menschen als bewusstes Wesen oder Seele betrachtete.
Sant Kirpal Singh lehrte keinen neuen Glauben, sondern sah Spiritualität als eine Wissenschaft. Seine Lehre ist universal und erlaubt jedem, in seiner Religionsgemeinschaft zu bleiben.
Durch persönliche spirituelle Erfahrung war er kompetent in Theorie und Praxis und vermittelte den Schlüssel zum Verständnis der wahren Bedeutung der Heiligen Schriften, die oft unter einer veralteten Ausdrucksweise verborgen liegt. Nach vergleichenden Studien der Schriften legte er in seinen Büchern die gemeinsame Essenz aller Religionen dar und zitierte Weise und Propheten, Heilige und Meister aller Epochen. Was er lehrte, lebte er.
Sant Kirpal Singh wurde am 6. Februar 1894 in Sayyad Kasran geboren, im heutigen Pakistan. Er wuchs in einer religiösen Sikh- Familie auf und besuchte eine christliche Missionsschule in Peshawar. Er war ein ausgezeichneter Schüler und las schon in jungen Jahren unersättlich klassische Werke, Biographien sowie Literatur über Mystik.
Von Kindheit an zeigte er anderen gegenüber Liebe und Mitgefühl, und diese Haltung beschränkte sich nicht nur auf die eigene Familie. So half er zum Beispiel Hunderten von Menschen während einer tödlichen Grippe-Epidemie, die 1919 über Indien hereinbrach, und ermutigte durch sein Beispiel auch andere dazu. Damals war er bereits verheiratet und stand im Dienst der Indischen Regierung.
Seine Suche nach Gott führte ihn dazu, die Aussagen vieler Sufis, Yogis und Mystiker zu erforschen, aber er blieb dabei sehr skeptisch. Ständig beschäftigte ihn die Frage nach dem Ziel und dem Sinn des menschlichen Lebens.
Sein umfassendes Studium der Schriften verschiedenster Religionen und der Aufzeichnungen von Heiligen und Weisen in Englisch, Urdu, Hindi, Persisch und Punjabi konnte ihn nur vorübergehend zufrieden stellen. Eine Zeit des tiefen Gebets und der Meditation führte ihn schließlich zu seinem Meister Hazur Baba Sawan Singh, und er erhielt die Frucht seiner Suche.
Vierundzwanzig Jahre lang verband er spirituelle Schülerschaft mit den Aufgaben eines Familienvaters sowie den Ansprüchen, die sein gehobener Posten an ihn stellte. Als er 1947 in Pension ging, hatte er sowohl die Liebe und den Respekt seiner indischen Mitarbeiter als auch seiner britischen Vorgesetzten gewonnen.
Als 1948 Baba Sawan Singh diese Welt verließ, zog sich Sant Kirpal Singh voller Trauer nach Rishikesh in den Himalaya zurück. Nach fünf Monaten kehrte er in das gerade unabhängig gewordene Indien zurück, das immer noch unter dem Schock der Teilung Indiens und dem damit einhergehenden unglaublichen Leid stand.
Entsprechend den Anweisungen, die er von Hazur Baba Sawan Singh erhalten hatte, ging er nach Delhi, wohin die Flüchtlinge aus dem Punjab strömten, und begann dort sein Werk. Ganz am Anfang fuhr er mit dem Fahrrad in den Park und sprach dort mit den Leuten einfach von Herz zu Herz über Spiritualität. 1951 wurde ein Grundstück am Stadtrand Delhis erworben, auf dem dann einige Gebäude errichtet wurden.
Bald verbreitete sich nah und fern sein Ruf als ein heiliger Mann, der wirklich nach dem lebte, was er lehrte und was in den Schriften stand. Tausende kamen bald zu den öffentlichen Vorträgen, die er nun im neu entstandenen Sawan Ashram hielt. Sein Werk wuchs und weitete sich immer mehr aus.
1955 unternahm Sant Kirpal Singh seine erste Auslandsreise, bei der er mehrere Monate in den Vereinigten Staaten und Europa verbrachte. Er erklärte den Weg zu spirituellem Erwachen auf eine so klare und einfache Weise und im Einklang mit den Religionen, dass als Ergebnis dieser Reise in den Westen dort Hunderte von Menschen unter seiner Führung mit der Praxis der Meditation begannen, die auf der Grundlage eines ethischen Lebens aufbaut.
1957 wurde Sant Kirpal Singh aufgrund seiner universalen Sicht einstimmig zum Präsidenten der Weltgemeinschaft der Religionen (WFR) gewählt, ein Amt, das er fünfzehn Jahre lang innehatte. Während dieser Zeit fanden vier Weltkonferenzen statt.
Sankt Kirpal Singh im US-amerikanischen Fernsehen, 1963
1963 folgte die zweite Weltreise. In seiner Eigenschaft als Präsident der WFR traf Sant Kirpal Singh mit vielen religiösen Führern und Vertretern der Politik zusammen, unter ihnen Papst Paul VI, der Patriarch der Osteuropäischen Orthodoxen Kirche, viele europäische Adelige sowie Regierungsmitglieder verschiedensten Rangs.
Seine Bemühungen um Verstehen unter den Menschen, um Frieden und um Toleranz unter den Religionen wurden durch zahlreiche Ehrungen anerkannt. Gleichzeitig zu seinem Wirken auf diesem Gebiet wuchs auch die Zahl seiner Schüler aus westlichen Ländern.
Als Sant Kirpal Singh am 26. August 1972 seine dritte und letzte Weltreise begann, wurde er diesmal im Westen von Menschen in großer Anzahl begrüßt. Wieder besuchte er viele Städte in Europa und Amerika. Während dieser ganzen Zeit hatte er einen vierzehn-, fünfzehn-Stunden-Tag, hielt unzählige Vorträge und führte Privatgespräche mit tausenden Menschen – und das im Alter von 78 Jahren. Die Reise endete am 31. Dezember 1972 mit Rom als letzter Station im Westen.
Als ein wesentlicher Aspekt seiner Arbeit wurde am 6. Februar 1970 der Öffentlichkeit das Konzept des „Manav Kendra“ (Zentrum für den Menschen) vorgestellt, d.h. eines Zentrums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen. Den Menschen zu einem wirklichen Menschen zu entwickeln umfasst die Charakterbildung und die Evolution des Geistes oder der Seele genauso wie die Fürsorge für den Körper.
Mitmenschen zu dienen, die in Not sind, ist eine grundlegende Voraussetzung für spirituelle Entwicklung.
Dem Land zu dienen bedeutet, nicht nur aus dem Boden genügend Nahrungsmittel zu gewinnen, sondern wiederum auch der Erde zu dienen, indem man das Land kultiviert und betreut, statt den Boden nur auszubeuten.
Ein solches Zentrum sollte sich letzlich selbst versorgen und durch die Verbindung traditioneller Methoden mit wissenschaftlichem Know-how für die Bauern der Umgebung ein Beispiel auf dem Gebiet der Landwirtschaft sein.
An handschriftliche Notizen mit statistischen Daten kann man sehen, wie gut Sant Kirpal Singh über die Lebensbedingungen der Menschen Bescheid wusste. Er bemerkte: „Ein hungriger Mensch ist ein zorniger Mensch, und ihm von Gott zu erzählen, ist ein Hohn.“
Als Höhepunkt seiner Arbeit berief Sant Kirpal Singh im Februar 1974 die erste große „Weltkonferenz zur Einheit des Menschen“ in Delhi ein. Eingeladen waren religiöse Führer, spirituelle Persönlichkeiten und Vertreter aus Politik und dem öffentlichen Leben aus Indien und der ganzen Welt. Es nahmen etwa zweitausend Delegierte und fünfzigtausend Zuhörer teil.
Unter den Ehrengästen, die Sant Kirpal Singhs Aufruf folgten, waren der Ehrenwerte Nichidatsu Fuji, ein Buddhistischer Führer aus Japan, Pir Vilayat Inayat Khan, das Oberhaupt des internationalen Sufiordens, Yogi Bhajan, Acharya Sri Tulsi Ji, der Erzbischof von Delhi, Angelo Fernandes, die Premierministerin Indira Gandhi, der Vizepräsident, der Verteidigungs- sowie der Außenminister Indiens, und viele mehr.
Diese großartige Konferenz hinterließ bei allen Teilnahmern einen tiefen Eindruck. Sie war der Beginn der Bewegung Unity of Man.
Einen weiteren Schritt in den Bemühungen um Einheit unternahm Sant Kirpal Singh beim Kumbha Mela in Hardwar, wo er viele der Sadhus und heiligen Männer für eine Nationale Konferenz zur Einheit gewinnen konnte. Sie versprachen, zusammenzuarbeiten, religiöse Streitigkeiten zu beseitigen und sich auch für das materielle Wohl der Bedürftigen in Indien einzusetzen. Das war das erste Mal in der religiösen Geschichte Indiens, dass es jemandem gelungen war, die traditionell unabhängigen Sadhus dazu zu bewegen, sich für das Allgemeinwohl zusammenzuschließen.
Auf Einladung der Indischen Regierung sprach Sant Kirpal Singh am 1. August 1974 im Indischen Parlament vor den Mitgliedern der Lokh Sabha. Auch hier war es erstmalig in der Indischen Geschichte, dass eine solche Einladung an einen spirituellen Führer erging.
Bevor Sant Kirpal Singh am 21. August 1974 seinen Körper verließ, beauftragte er seinen Schüler Dr. Harbhajan Singh, sein Werk – Unity of Man – weiterzuführen und das Projekt Kirpal Sagar aufzubauen.
Mit Irlands Präsident De Valera in Dublin, 1963 | |
Sant Kirpal Singh heißt Nichidatsu Fuji of Tokyo, den Präsidenten des japanischen Buddhistischen Ordens, im Sawan Ashram willkommen, Delhi, 7.Oktober 1973 | |
Mit dem Erzbischof der Griechisch Orthodoxen Kirche von Boston | |
Besuch bei H. Boubakeur, Direktor der bekannten Moschee in Paris, 1963 | |
Begegnung mit Papst Paul VI in Rom 1963 |
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Sant Kirpal Singh wird für seinen Einsatz für Spiritualität und Weltfrieden eine Ehrenplakette der Stadt Los Angeles verliehen, 1972 |